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Traumyoga
Literaturempfehlungen:
Übung der Nacht: Tibetische Meditationen in Schlaf und Traum von Tenzin Wangyal Rinpoche im Bookshop
Traum-Yoga. Der tibetische Weg zu Klarheit und Selbsterkenntnis von Namkhai Norbu im Bookshop
Dream Yoga and the Practice of Natural Light Namkhai Norbu hier im Bookshop

Links:
Träume und Psychologie Dr. Nida Chenagtsang: www.ttm-germany.net
Seiten der Organisation von Tenzin Wangyal Rinpoche: www.bongaruda.de und www.bongaruda.com

Das Traumyoga (skt.: svapnadarsana; tib.: rmi lam)
ist zum einen Bestandteil der "Sechs Yogas von Naropa" und ist damit eine aus dem buddhistischen Vajrayana stammende Praxis, zum anderen gibt es eine eigenständige Übertragung zu Traumyoga innerhalb des tibetischen Bön. Traumyoga dient dazu, während des Traumschlafs einen wachen Bewusstseinszustand aufrecht zu erhalten und die Fähigkeit zu erwerben, die Geschehnisse im Traum gezielt zu lenken. Inzwischen sind Anleitungstexte zum Traumyoga auch in westliche Sprachen übersetzt.

Luzides Träumen
Ein geübter Traumyoga-Praktizierender ist sich während des Träumens bewusst, dass er träumt. Er erlebt die Trauminhalte bewusst (luzid) und kann auf die Handlung seiner Träume Einfluss nehmen; er ist sich ferner der "irrealen" und flüchtigen Natur des Traums bewusst. Im Buddhismus gibt das Traumyoga dem Übendem die Möglichkeit, spirituelle Praxis zu üben, während der Phasen, die - vom spirituellen Standpunkt - gewöhnlich nutzlos verstreichen im Zustand der Unwissenheit (Traumschlaf). Eine Luzidität während der Tiefschlafphase ist verbunden mit dem Yoga des Klaren Lichts. Zu letzterem ist ein Praxis-Pendant aus westlicher Tradition nicht bekannt.

Techniken
Man lenkt das Bewusstsein während der Einschlafphase auf spezielle Energiezentren (Chakren) des Körpers und visualisiert dort farbiges Licht oder mystische Silben (skrt. Bija). Die Einschlafphase kann zusätzlich genutzt werden für die Anwendung weiterer tantrischer Techniken wie Mantra-Rezitation oder Visualisierung von Meditationsgottheiten. Die korrekte Praxis erfordert eine Einweihung und die sorgfältige Anleitung durch einen Vajrayana-Meister, der innerhalb einer Überlieferungslinie zur Weitergabe dieser Übung befugt ist. Das oben erwähnte Yoga des Klaren Lichts ist hingegen mit der Dzogchen-Praxis verbunden.

Zweck und grundlegende Sichtweise im Traumyoga
Im buddhistischen Traumyoga geht es nicht um die Inhalte von Träumen im Sinne von "Traumdeutung", sondern um geistige Klarheit während sonst unbewusster Phasen; das Endziel ist die Erfahrung der wahren Natur des Geistes - der Buddhanatur.
Die gewöhnliche Lebenswirklichkeit betrachtet der tantrische Buddhismus als "illusionär", einem Traum ähnlich. Man kann das Erscheinen der Phänomene im Wachzustand, gemäß dieser Sichtweise, als kollektiven Traum bezeichnen. Die Phänomene des Wachzustandes erscheinen in der Wahrnehmung ähnlich wie die Phänomene im Traum, werden aber vom gewöhnlichen Betrachter irrigerweise nicht als letztlich unwirklich erkannt, sondern als aus sich selbst heraus (inhärent) bestehende Phänomene identifiziert.
Das Klarträumen dient dazu, in allen Phasen der Lebenswirklichkeit die Traumähnlichkeit, oder klassisch buddhistisch ausgedrückt, die Leerheit (Shunyata) des eigenen Selbst (der Persönlichkeits-konstituierenden Faktoren, Skandhas) und aller Phänomenen zu erkennen. Daher haben vertiefte Erfahrungen im nächtlichen Klarträumen Einfluss auf die Wahrnehmung der Phänomene im Wachzustand am Tag. So sind die Techniken des Klaren Träumens ein Teilaspekt einer umfassenden spirituellen Erleuchtungspraxis. Darüber hinaus ermöglicht die Luzidität im Traum Meditationspraktiken zu üben. Das ist nicht zuletzt deshalb vorteilhaft, weil die Beschränkungen durch den physischen Körper wegfallen und es leichter ist, bestimmte Ergebnisse zu erhalten.
Ein weiterer Zweck ist die Vorbereitung auf den Tod. Der Grundgedanke ist, dass Träume den Prozessen des Sterbens und dem Geschehen im Nachtodzustand (Bardo) substanziell ähneln. Die Erfahrung von der Traumähnlichkeit der Phänomene zu Lebzeiten, dient dazu, die mitunter erschreckenden Visionen im Sterben und im Nachtodzustand als illusionär zu erfahren, und so die wirkliche Natur des Geistes zu erkennen und Befreiung vom Daseinskreislauf zu erlangen.

Literatur
* Namkhai Norbu: Traum-Yoga - Träume bewußt lenken - der tibetische Weg zu Klarheit und Selbsterkenntnis. O.W.Barth-Verlag, Bern-München-Wien 1998, ISBN 3-502-62481-X (Übersetzung der 1. Auflage von Dream Yoga and the Practice of Natural Light)
* Namkhai Norbu: Der Zyklus von Tag und Nacht - Die praktischen Übungen des Ati-Yoga. Diederichs Verlag, München 1998 ISBN 3-424-00964-4
* Namkhai Norbu Rinpoche: Dream Yoga and the Practice of Natural Light. Snow Lion Publications, Ithaca N.Y. 2092 (2. erw. Aufl), ISBN 1-55939-161-8
* Tenzin Wangyal Rinpoche: Übung der Nacht - Tibetische Meditationen in Schlaf und Traum. Diederichs Verlag, 2001, ISBN 3720521893
* Tenzin Wangyal Rinpoche: The Tibetan Yogas of Dream and Sleep. Snow Lion Publications, Ithaca N.Y. 1998, ISBN 1-55939-101-4 (Englische Ausgabe von "Übung der Nacht")
* Francisco Varela: Traum, Schlaf und Tod - Grenzbereiche des Bewußtseins, Diederichs, 1998, ISBN 3-42401-388-9
* Venerable Gyatrul Rinpoche: Ancient Wisdom: Nyingma Teachings on Dream Yoga, Meditation, and Transformation. Snow Lion Publications Ithaca N.Y.1993
* Swami Sivananda Radha: Praxis des Traum-Yoga. Freiburg im Breisgau 1996